RFID Wegfahrsperre
Alle 20 Sekunden stehlen professionelle Diebe in Europa ein Auto. Angesichts dieser Tatsache stellt sich natürlich die Frage: Wie lässt sich der eigene Wagen am besten vor Diebstahl schützen? Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wenn es um den Schutz vor Diebstahl geht und dazu gehört auch die RFID-Technologie. Aber wie effektiv ist RFID als Wegfahrsperre? Gibt es vielleicht Alternativen, die sicherer oder günstiger sind? Fest steht, dass RFID eine innovative Möglichkeit bietet, um das Auto vor Langfingern zu schützen.
Mechanische Wegfahrsperren – die Lenkradkralle
Wie der Name es schon verrät, bei einer mechanischen Wegfahrsperre verhindert eine mechanische Konstruktion, dass das Auto bewegt wird. Blockiert sind entweder wichtige Hebel oder Instrumente, ohne die das Auto nicht fahren kann. Die bekannteste dieser mechanischen Wegfahrsperren ist die sogenannte Lenkradkralle, die der Fahrer am Lenkrad befestigt. Selbst wenn es dem Dieb gelingen sollte, den Wagen zu starten, wegfahren kann er dank der Sperre nicht. Diese Form der Wegfahrsperre ist schon für weniger als 50,- Euro im Handel zu haben und sie lässt sich einfach installieren. Der Nachteil der Lenkradkralle ist, dass ein einigermaßen handwerklich begabter Dieb das Schloss der Kralle schnell knacken kann.
Die Sperre der Gangschaltung
Auch die Sperre der Gangschaltung ist eine mechanische Wegfahrsperre, die als zuverlässig gilt. Hier verrät schon der Name die Funktion: Durch eine Blockade der Gangschaltung kann niemand mehr das Auto bewegen. Diese Sperre wird mit festen Schrauben an der Mittelkonsole befestigt. Aktiviert der Fahrer die Sperre, dann schiebt sich ein Bolzen aus Stahl in die Gangschaltung und der Rückwärtsgang wird arretiert. Handelt es sich um einen Wagen mit einem Automatikgetriebe, dann funktioniert die Sperre in der P-Stellung. Den Einbau muss eine Fachwerkstatt übernehmen und die Kosten liegen zwischen 150,- und 220,- Euro. Der Nachteil besteht darin, dass nicht jedes Modell für diese mechanische Wegfahrsperre geeignet ist.
Die elektronische Wegfahrsperre
Moderner ist die elektronische Wegfahrsperre, die seit 1998 in der Straßen-Verkehrs-Ordnung gesetzlich vorgeschrieben ist. Mit der elektronischen Sperre wird verhindert, dass ein Dieb den Wagen starten kann, die Unterbrechung eines Schaltkreises macht das unmöglich. Um die Sperre zu deaktivieren, ist es möglich, einen Chip zu verwenden, einige Autohersteller arbeiten auch mit Zahlencodes. Üblich ist in diesem Fall, dass der Autoschlüssel einen RFID-Transponder enthält, der die elektronische Wegfahrsperre immer dann deaktiviert, wenn der Fahrer den Schlüssel ins Zündschloss steckt. Die moderne Form der Sperre unterscheidet sich in zwei Generationen.
Die erste Generation
In den 1990er Jahren begann die erste Generation der elektronischen Wegfahrsperren. Die Funktion dieser Sperren beruhte in erster Linie auf einer sogenannten Dreikreisunterbrechung. Über ein bestimmtes Relais sorgt die Wegfahrsperre dafür, dass weder die Treibstoffzufuhr, noch der Anlasser oder die Zündung funktionieren, bis der Fahrer die Sperre wieder deaktiviert. Dieses System ist jedoch anfällig für Fehler und bietet oftmals keinen ausreichenden Schutz. Geschickte Langfinger müssen nur ein Relais überbrücken und können dann den Wagen trotz der Wegfahrsperre ohne Probleme starten.
Die zweite Generation
Im neuen Jahrtausend kam die zweite Generation der elektronischen Pperre auf den Markt. Bei dieser Form der Sperre steht nicht mehr die Dreikreisunterbrechung im Fokus, sondern die Kommunikation zwischen einem RFID-Transponder und der eigentlichen Wegfahrsperre. Nur wenn über diesen Weg der Kommunikation eine Bestätigung erfolgt, dass der Fahrer den richtigen RFID-Transponder benutzt, ist es möglich, einen elektrischen Impuls zu aktivieren, der dann den Motor startet. Bei den meisten Autoherstellern wird das Signal an das Bordsystem des Autos gesendet. Die Empfänger sind heute vielfach serienmäßig im Bordsystem verbaut. Der große Vorteil an diesem RFID-System ist, dass es sehr viel Sicherheit bietet, sodass Dieben keine Überbrückung mehr gelingt.
Die dritte Generation
Mittlerweile gibt es schon eine dritte Generation der elektronischen Wegfahrsperren. Sie besteht aus einer Erweiterung zwischen RFID und der Wegfahrsperre. Zuerst ist es notwendig, den korrekten RFID-Transponder zu identifizieren, erst dann ist es möglich, die Wegfahrsperre im Auto auch freizuschalten. Ist das erfolgreich, dann kann der Fahrer seinen Wagen starten und wegfahren. Die Übertragung der Daten ist immer verschlüsselt, damit niemand der sich in der Nähe aufhält, die Daten stehlen kann. Vereinfacht gesagt muss die Kommunikation zwischen dem Autoschlüssel und dem Zündschloss zusammenpassen, denn nur dann ist ein Start überhaupt möglich. Bei der dritten Generation der Wegfahrsperre ist es nicht mehr möglich, unbegrenzt viele Schlüssel nachmachen zu lassen. In der Regel gibt es serienmäßig zwei Schlüssel und auf diese sollte der Autobesitzer sehr gut aufpassen.
Welche Probleme sind möglich?
Obwohl die Wegfahrsperre der dritten Generation sehr sicher ist, kann es dennoch Probleme geben. Ein Problem tritt immer dann auf, wenn die Autobatterie leer ist. So besteht die Möglichkeit, dass die Wegfahrsperre aktiv ist, aber der Schlüssel lässt sich nicht mehr entsperren. Ist das der Fall, ist wohl oder übel eine neue Synchronisierung des RFID-Transponders mit der Sperre notwendig. Alle, die ein älteres Auto haben, das vor 2000 gebaut wurde, besitzen oftmals einen Schlüssel, der einen aktiven Transponder hat. Ist die Batterie leer, ist auch die Funktion der Wegfahrsperre nicht mehr gegeben. Hier ist es nötig, nicht nur die Autobatterie, sondern auch die Batterie des Autoschlüssels zu erneuern. Autoschlüssel der neueren Generation benötigen keine Stromzufuhr mehr, sie haben einen passiven RFID-Transponder.
Ist eine moderne Wegfahrsperre für die Versicherung notwendig?
Ist eine moderne Wegfahrsperre mit einem RFID-Transponder eigentlich für die Kfz-Versicherung wichtig? Ersetzt die Versicherung den Schaden durch Diebstahl auch dann, wenn es keine aktive Sperre gab? Die Antwort lautet: Ja, denn die Voll- oder die Teilkaskoversicherung zahlt auf jeden Fall. Jedoch es ist für den Versicherungsschutz wichtig, dass das Auto abgeschlossen und weder Fenster noch Schiebedach geöffnet waren. Fakt ist: Versicherungsunternehmen können ihre Leistungen um bis zu zehn Prozent kürzen, falls sich herausstellt, dass die Wegfahrsperre nicht aktiviert wurde.
Die Wegfahrsperre mit einem RFID-Transponder gilt als sehr sicher. Das heißt aber nicht, dass Diebe nicht den Versuch unternehmen, den Wagen zu stehlen. Vor allem bei teuren Luxuswagen besteht nach wie vor die Gefahr, dass der Wagen gestohlen wird, selbst wenn die Wegfahrsperre aktiv ist. Die Diebe, die nicht selten im Auftrag stehlen, haben spezielle Geräte, mit denen sie eine elektronische Wegfahrsperre überwinden können. Natürlich sind diese Geräte in Deutschland streng verboten, wie in vielen anderen europäischen Ländern auch.
Beitragsbild: depositphotos.com / 152477656@BoneKot
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