9 Beispiele für RFID-Anwendungen

Alle sprechen von der Funktechnolgie RFID, doch die wenigsten wissen, wie vielfältig deren Einsatzbereich schon heute ist. Schließlich ist die Radio-Frequency Identification alles andere als eine neue Erfindung. Ihre Anfänge reichen bis in die 1940er-Jahre und sind wie so oft mit dem Militär verknüpft. Aber auch die Zivilgesellschaft hat sich die praktischen längst zunutze gemacht. Je günstiger ihre Herstellung wird, desto weitreichender der Einsatz. Irgendwann einmal könnte jedes Produkt damit standardmäßig ausgerüstet sein. Bis dahin zeigen wir Ihnen schon jetzt zehn spannende Anwendungsgebiete, in denen RFID längst keine Zukunftsvision mehr ist.

Containerlogistik

Die Logistikbranche war eine der ersten, die den Nutzen von RFID erkannt und die Technologie eingesetzt hat. Bereits in den 1970er-Jahren ist die auf das Thema aufmerksam geworden, in den 1980er-Jahren gelang der Durchbruch im Logistiksektor. Vor allem Überseecontainer wurden relativ früh mit den Funkchips ausgestattet. Schließlich ist ein kleiner Barcode auf einem riesigen Transportcontainer keine wirklich praktische Angelegenheit.

Vor allem wenn man die Wetterverhältnisse auf hoher See bedenkt. Die stellen natürlich auch an RFID-Tags ganz besondere Herausforderungen. RFID-Chips für Container sind deshalb sehr robust, stoßresistent und selbstverständlich vor aggressivem Salzwasser geschützt. Mit einem Scanner ist das Auslesen der Chips in jedem Hafen problemlos möglich. Und auch die Arbeit des Zolls wird dadurch erleichtert. enthält vor allem Informationen über die Ladung im Container, die auch den Zollbehörden bei ihrer Arbeit behilflich sind.

Reisepass

Auch die haben RFID längst entdeckt. Und was viele in diesem Zusammenhang gar nicht wissen: Wenn sie ins Ausland reisen, tragen sie häufig einen mit sich. Denn schon seit November 2005 ist der deutsche Reisepass mit einem solchen Chip ausgestattet. Seit Anfang an wird eine digitale Version des Passfotos darauf gespeichert. Seit November 2007 auch die Fingerabdrücke, genauer gesagt die der beiden Zeigefinger.

Diese sensiblen Daten, die auf dem sogenannten ePass gespeichert sind, kann nicht jeder auslesen. Eine Basic Access Control schützt vor unbefugten Zugriffen. Wollen Sicherheitsbehörden die Daten, zum Beispiel bei der Einreise, abfragen, ist ein Zugriff auf die optisch maschinenlesbare Zone (MRZ) des Reisepasses notwendig. Übrigens kann auch jeder Bürger jederzeit überprüfen, welche Daten über ihn auf dem von außen nicht sichtbaren Chips gespeichert sind. Die Passbehörden sind dafür mit speziellen Lesegeräten ausgestattet.

Zugangskontrollen

Wenn Sie keinen mehr fürs Büro haben, sondern nur noch einen kleinen runden Plastikanhänger, der vor die Tür gehalten wird, dann laufen sie wahrscheinlich schon mit einem RFID-Chip in der Hosentasche herum. Moderne Zugriffskontrollen, insbesondere in Betrieben, setzen unter anderem auf die Radio-Frequency Identification. Ohne Schlüssel geht das Türöffnen nicht nur schneller, sondern der Betrieb hat es bei der “Schlüsselverwaltung” auch bedeutend einfacher.

Jeder Chip kann individuell programmiert und mit Zugriffsrechten für bestimmte Bereiche bespielt werden. Auch temporäre Freigaben sind so unkompliziert möglich. Wird ein Chip verloren, muss nicht das gesamte Schließsystem ausgetauscht werden. Es wird lediglich der betroffene Chip ersetzt. Die Anschaffung eines solchen modernen Zugangskontrollsystems ist anfänglich zwar teuer, rentiert sich aber mit der Zeit. Zudem ist dadurch jederzeit nachvollziehbar, wer welche Tür geöffnet und damit welchen Raum betreten hat.

Ticketing am Skikarussell

Es ist nur eine kleine Nische, die aber funktioniert seit Jahren ganz hervorragend. An Skikarussells und Skiliften, wo es immer schnell gehen muss, man voll bepackt ist und dicke Handschuhe trägt, kann man nicht stundenlang nach dem Skipass suchen, der Zutritt zur Seilbahn gewährt. Dank RFID muss man das auch nicht. Der Skipass baumelt einfach um den Hals und wird an den Kontrollstellen durch die Scanner ganz automatisch ausgelesen. Selbst die dicke Skijacke darüber stört nicht, denn die Funkchips haben eine entsprechende Signalstärke. So kommt es am Karussell nicht zum Stau. Statt die Skier abzulegen und sich halb auszuziehen, kann man einfach durchmarschieren und sich auf die nächste Abfahrt freuen.

Maut

In Deutschland gibt es bisher nur eine Maut für LKW und die setzt nicht auf RFID als Technik. In den USA hingegen sind bestimmte Straßenabschnitte auch für PKW mautpflichtig. Hier kommt bereits seit etwa 20 Jahren zunehmend die kostengünstige zum Einsatz. Andere Länder sind diesbezüglich ebenfalls Vorreiter.

Mit RFID lässt sich bei der Mauterfassung viel Geld sparen, zudem erhöht sich für die Fahrer der Komfort. Man muss nämlich nicht mehr vor personalbesetzten Kassenhäuschen in der Schlange warten. Stattdessen werden über die Straßen Scannerbrücken errichtet, die per Kontakt zu den an der Windschutzscheibe befestigten Mautplaketten aufnehmen. Darauf ist eine persönliche Identifikationsnummer gespeichert, mit der die Maut dann abgerechnet werden kann. Auf diese Weise kann die tatsächlich befahrene Straßenlänge quasi metergenau abgerechnet werden.

Supermarkt

Als Ersatz für den guten alten Strichcode erobert RFID nach und nach auch die Supermärkte. Vorreiter hier sind vor allem Walmart und Tesco, aber auch der deutsche Metro-Konzern hat vor längerer Zeit RFID eingeführt. Richtig interessant wird die Technik erst jetzt, wo die Produktionskosten eines RFID-Tags für Verpackungen im sehr niedrigen Cent-Bereich liegen. Immerhin darf nicht vergessen werden, welche Masse damit ausgestattet werden muss.

Der größte Vorteil im Einzelhandel könnte künftig die Personaleinsparung sein. Denn wenn wirklich alle Produkte in einem Geschäft mit einem RFID-Tag versehen sind, auf dem unter anderem der Preis gespeichert ist, braucht es keine klassischen Kassen mehr. Am Ausgang wird automatisch erfasst, welche Produkte im Einkaufswagen liegen. Die Abrechnung des Einkaufs erfolgt vollautomatisch, beispielsweise mit einer Kundekarte, die ebenfalls Daten zum Einkäufer sendet. Der Preis für den Einkauf wird einfach vom Bankkonto abgebucht. Das spart Zeit, ist in den Augen von Datenschützern aber auch eine große Gefahr, weil aus den gesammelten Daten Konsumentenprofile erstellt werden könnten.

Wegfahrsperre

Die Wegfahrsperre im Auto verhindert, dass das Fahrzeug ohne dazugehörigen Schlüssel geklaut werden kann. Mittlerweile ist fast jeder Neuwagen damit ausgestattet. Durchgesetzt hat sich für die Wegfahrsperre die RFID-Technologie. In der Regel ist ein passiver RFID-Transponder im Schlüssel eingebaut. Somit muss kein Code mehr wie früher eingetippt werden. Sobald man ins Auto steigt, kann die Identifikation heimlich, still und leise im Hintergrund erfolgen. Meist handelt es sich um Chips, die nur ausgelesen werden können. Manche Hersteller nutzen aber auch beschreibbare RFID-Tags, so dass ein Schlüssel gegebenenfalls auch für ein anderes Fahrzeug genutzt werden kann.

Bezahlen

Der Otto-Normal-Bürger dürfte am ehesten beim Bezahlen mit der RFID-Technologie in Kontakt kommen. Schon heute sind fast alle und auch zahlreiche Bankkarten mit einem entsprechenden Chip ausgestattet. Dieser ermöglicht das kontaktlose Bezahlen an vielen Kassen, so beispielsweise auch bei Aldi Nord. Bezahlen mit Funkchip ist also längst Realität, auch wenn die Akzeptanz in anderen Ländern bereits weitaus höher ist als in Deutschland, wo das Bargeld noch immer dominiert.

Kontaktlos bedeutet, dass die Plastikkarte nicht mal aus dem Portemonnaie geholt werden muss. Man hält die Geldbörse einfach vor das Lesegerät an der Kasse. Kleinstbeträge bis 25 Euro brauchen nicht bestätigt zu werden. Der Einkauf ist in Windeseile erledigt. Größere Beträge müssen zur Sicherheit mit einer PIN autorisiert werden.

Möglich macht das kontaktlose Bezahlen die Near Field Communication – kurz NFC. Doch die Funktechnologie birgt auch Gefahren. Da zum Auslesen der Daten nur ein Scanner nötig ist, mit dem man nah genug an die Bank- oder gelangen muss, können Kriminelle durchaus an die Daten gelangen. Wer kontaktloses Bezahlen nutzt, sollte seine Karte deshalb schützen. Das geht beispielsweise mit Schutzhüllen, die keinen Zugriff von außen gewähren.

Tieridentifikation

Das RFID-Chips auch Lebewesen eingepflanzt werden können, dass beweisen allen voran Tiere. Hier sind RFID-Microchips, die unter die Haut gesetzt werden, schon längere Zeit üblich. Dank der Chips kann jederzeit herausgefunden werden, wer Eigentümer des Tieres ist und damit die Verantwortung trägt. Aber auch Abstammung, Züchter und ähnliches lassen sich als Daten auf dem Chip speichern. So ist auch eine zweifelsfreie Zuordnung des Tieres zu einem Impfpass bzw. EU-Heimtierausweis möglich. Es kann nachvollzogen werden, ob die gesetzlichen Vorschriften eingehalten werden.

RFID-Tags, die unter die Haut transplantiert werden, sind besonders winzig. Sie befinden sich in einem stabilen Glaszylinder, der die Hygiene sicherstellt und die Technik schützt. Moderne Varianten sind nicht größer als ein winziges Reiskorn. Die Transplantation erfolgt deshalb ganz einfach mit einer langen Nadel und tut nicht mehr oder weniger weh als eine herkömmliche Spritze. Eine Batterie benötigen die Chips nicht. Die Energie des elektromagnetischen Feldes, die der Scanner erzeugt, genügt aus, um den Transponder zum Senden zu bewegen.

Was bei Tieren geht, geht natürlich auch schon beim Menschen. Besonders fortschrittliche Zeitgenossen haben sich schon einen Chip in den Handballen setzen lassen und brauchen so zum Bezahlen noch nicht mal mehr ein Portemonnaie. Die Hand vorzuhalten genügt. Bis es hierfür allerdings eine breite Akzeptanz unter der Bevölkerung gibt, dürfte es noch einige Zeit dauern.

Weiterführende Informationen zu RFID:

Beitragsbild: depositphotos.com / 41878709@photovlada

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Matthias Koprek
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