Risiko & Schutz

Gefahren

Rund um das Thema Funkchips und RFID Schutz kursieren viele Gerüchte, die zum Teil schlichtweg falsch sind. Das hartnäckigste Gerücht ist, dass die Funkchips selbstständig Daten sammeln würden. Das ist so nicht richtig. Ein Funkchip gibt nur immer die Daten aus, die in ihn einprogrammiert sind. Allerdings lassen sich diese Daten wiederum mit anderen Daten vernetzen. So lassen sich beispielsweise Bewegungsprofile erstellen, wenn ein Chip einer Person zugeordnet werden kann. Besonders problematisch ist natürlich der Funkchip in amtlichen Dokumenten oder in Geldkarten: Auch diese lassen sich relativ leicht auslesen und geben dann exakt das wider, was das Originaldokument aussagt: Identitäten, Kreditkartennummern usw. Besonders bei Kreditkarten ist im Punkt Sicherheit noch sehr viel Nachholbedarf in der Funkchip-Technologie. Hier hilft nur: Schützen, so gut es geht.

RFID Schutz durch Abschirmung

Die Funkchips in den unteren Frequenzbereichen haben eine Schwachstelle, die sich bei richtiger Anwendung jedoch als Glücksfall erweist. Funkchips können mit Metallen gut gegen eine ungewollte Aussendung ihrer Daten abgeschirmt werden. Das Eingangssignal eines Lesegerätes wird ebenso abgedämpft, wie das ausgehende Signal. In Summe kann ein Funkchip bis 13,56 mHz so gut abgeschirmt werden. Dazu sind im Grunde alle Metallfolien verwendbar. Jedoch wurde mit Cryptalloy eine Legierung entwickelt, die speziell auf diesen Zweck zugeschnitten ist.

Cryptalloy

Cryptalloy – die „Verschlüsselungs – Legierung“ ist eine Folie, welche im Wesentlichen aus Aluminium besteht. Mit Hilfe von bestimmten Zusätzen, vor allem aber durch ein definiertes Design ist diese Folie in der Lage, einen Funkchip zum Schweigen zu bringen und einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten. Ein mehrlagiger Aufbau verstärkt diese Wirkung zusätzlich. Aluminium zum Täuschen und Dämpfen von Funksignalen zu verwenden ist ebenfalls ein Trick, der schon seit dem zweiten Weltkrieg bekannt ist. Damals haben die englischen Flieger säckeweise Aluminiumstreifen – die sogenannten „Düppel“ abgeworfen, mit denen sie wirkungsvoll das deutsche Radar täuschen konnten.

Der Trick bei den „Düppeln“ lag in ihrer Breite und ihrer Länge: Sie waren genau auf den Frequenzbereich des deutschen Radars abgestimmt und konnten so angreifende Bomberverbände simulieren. Der mehrlagige Aufbau von Cryptalloy wendet ein ähnliches Verfahren an. Die eingehenden Signale werden zwischen den einzelnen Schichten zerstreut. Die Signale, die doch durchgehen, werden zwar vom Funkchip beantwortet. Das Antwortsignal muss jedoch ebenfalls durch die Schutzmembran hindurch und wird ebenso zerstreut. Was am Lesegerät ankommt, ist nur noch Rauschen.

RFID Schutz kaufen oder bauen?

Risiko & SchutzCryptalloy verspricht höchste Wirksamkeit und ist ein speziell auf die Abschirmung von Funksignalen zugeschnittenes Material. Da es zudem recht preiswert ist, lohnen sich Bastelversuche mit anderen Materialien eigentlich nicht. Vor allem die häufig verwendete Alufolie knittert und reißt leicht, so dass das Handling mit ihr schwierig ist.Im Design ist da mit Sicherheit noch viel zu optimieren, die gesamte RFID Technologie ist noch sehr jung. Cryptalloy ist nur fertig konfektioniert erhältlich. Es gibt von anderen Herstellern ähnliche Materialien als Meterware. Aus ihnen lassen sich beliebige Börsen und Etuis nähen. Wenn du das notwendige Geschick besitzt, hier ist ein sehr interessanter Zukunftsmarkt für Manufakturen.

Jedoch solltest du gut mit einer Nähmaschine und mit Heißkleber umgehen können. Ideal ist natürlich eine Kombination aus beidem: Strahlungsdämpfendes Material an der Geldbörse plus exklusive Abschirm-Hülle für die Chipkarte – da kann dann auch wirklich nichts mehr durchgehen. Wenn die Funkchip-basierten Anwendungen im Portemonnaie aufbewahrt werden, genügt als erste Maßnahme eigentlich bereits ein passend zugeschnittenes Sheet, das in das Geldschein-Fach eingelegt wird. Alternativen zu Cryptalloy sind beispielsweise Veloflex-Schutzhüllen oder Hardcases von XIR.

Lassen sich Funkchips zerstören?

Ein Funkchip, wie er in NFC-fähigen Karten eingebaut ist, ist äußerst robust. Er besteht aus einer kleinen elektronischen Einheit, und einer ringförmig um ihn herum angeordneten Antenne. Der eigentliche Chip sitzt genau in der Mitte. Das Problem ist, dass man an einer Kreditkarte normalerweise nicht sehen kann, wo genau der Chip sitzt. Zerstören lässt sich der Funkchip nämlich nur mechanisch, das heißt durch durchbohren oder verbrennen. Früher musste man noch sehr aufpassen, dass die Bank- oder Kreditkarte nicht zu nah an einen Magneten kommt. Das ist mit den Funkchips vorbei: Magnetfelder, und sind sie noch so stark, werden von diesen Chips ignoriert. Was helfen kann, sind Mikrowellen. Das Aluminium der Antenne erhitzt sich unter Mikrowellen-Bestrahlung sehr schnell. Jedoch erhitzt es sich auch sehr stark, so dass wahrscheinlich die ganze Karte bei dem Versuch, den Chip zu zerstören verschmoren wird.

Auch Wasser ist für den Funkchip völlig unkritisch. Die Kreditkarte kann sogar mit gewaschen werden. Der Funkchip ist das Letzte, was darunter leiden wird. Wirkungsvoll ist nur das Trennen des Chips von der Antenne und das Durchstechen des Chips selbst. Wenn der Chip erkennbar lokalisiert werden kann, ist das beispielsweise mit einer heißen Nadel möglich. Jedoch sind die Chips meist fest und unsichtbar in den Karten eingeschweißt, so dass man nicht weiß, wo zugestochen werden muss, um den Chip zu zerstören. Jedoch werden diese Chips auch inzwischen sehr gerne in Tickets und zum Diebstahlschutz in Kleidungsstücken eingesetzt. Dort sind sie relativ leicht zu finden, da sie etwas steifer sind, als der Stoff. Die Chips behalten ihre Funktion bei, bis sie entfernt oder zerstört werden.

RFID-Tag – Bestandteile und Recycling-Fähigkeit

Mit der steigenden Bedeutung der RFID-Technologie hat sich auch die Anzahl der RFID-Chips, mit denen Waren auf der gesamten Welt gekennzeichnet sind, stark erhöht. Ein sogenannter RFID-Tag (Transponder) besteht im Prinzip aus einer Antenne, einem analogen Schaltkreis zum Empfangen und Senden, einem digitalen Schaltkreis und einem permanenten Speicher. Bei den verwendeten Materialien kommen unter anderem die Metalle Kupfer, Aluminium und Silber zum Einsatz. Jeder Transponder verfügt über einen zumindest einmal beschreibbaren Speicher. Hat die Ware allerdings ihren Zielort erreicht, dann landet der RFID-Tag im Normallfall im Hausmüll. Wer jetzt denkt, dass sich die verbauten Materialien in einem Chip zur Aufbereitung eignen, der liegt zunächst einmal richtig, auf den zweiten Blick offenbart sich allerdings, dass aufgrund der sehr geringen Größe und dem Materialaufkommen in einem Chip sich ein aufwändiger Recyclingprozess in der Regel nicht lohnt. Das ist schade, denn prinzipiell ist beispielsweise wiederaufbereitetes Kupfer gefragt – bei einem aktuellen Kupferpreis von rund 6.500 Euro pro Tonne. Gerade Kupfer ist ein gerne verwendetes Material, das in unterschiedlichen Anwendungen zum Einsatz kommt. Analog zu anderen Metallen ist aber auch Kupfer starken Preisschwankungen unterworfen. So lag der Kupferpreis im Jahr 2000 noch bei rund 2.000 bis 2.500 Euro pro Tonne, in den folgenden Jahren ging es spürbar nach oben und es wurden Spitzenwerte von 8.000 bis 10.000 Euro pro Tonne bezahlt. Nun hat sich das Preisniveau wieder ein wenig abgeschwächt.

Fazit zum RFID Schutz

Die Funkchip-Technologie steckt immer noch in den Kinderschuhen. Das, was möglich ist, zieht enorme Folgen für die gesamte Arbeitswelt nach sich. Produkte und Prozesse werden sicherer, bequemer und effizienter. Vieles, was uns heute noch in Schwierigkeiten bringen kann, entfällt ersatzlos und die individuelle Zugänglichkeit zu allem wird erhöht. Gleichzeitig werden wir aber auch verwundbarer, wenn wir unsere Daten nicht schützen. Den Funkchips ist es leider egal, wer sie anfunkt. Sie antworten, wenn Sie gerufen werden und die Möglichkeit dazu haben. Darum ist privat wie geschäftlich eine definierte Steuerung von Funkchips unumgänglich. Nur wenn die Kontrolle über ihr Funkverhalten behalten wird, ist diese Technologie so bereichernd, wie man es sich vorstellt.

Bild: depositphotos.com / 24778883 @ andreynikolajew

Risiko & Schutz

Ulrike Dietz